Frankfurt/Main. Das neue Präsidium des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) ist gewählt, und Eberhard Schöler wurde mit stehenden Ovationen von der Bundeshauptversammlung in Frankfurt am Main verabschiedet. Der 66-jährige WM-Zweite von 1969 kandidierte bei den Neuwahlen in seiner Funktion als Vizepräsident Leistungssport nicht mehr für ein Amt im Präsidium des zehntgrößten deutschen Sportverbands. 26 Jahre lang war er in Führungspositionen für den DTTB tätig. Seine Ämter auf internationaler Ebene, in der ITTF und der ETTU, behält der Düsseldorfer. „Meinen Einsatz beim DTTB habe ich von Anfang an als Gegenleistung für das betrachtet, was er mir während meiner aktiven Zeit als Spieler gegeben hat“, sagte Schöler, der in seinem Bericht zu Beginn der BHV mit deutlicher Kritik an einer geplanten Strukturreform - als einem der Auslöser seiner Entscheidung gegen eine erneute Kandidatur - nicht sparte und auf die erfolgreiche Arbeit mit der bisherigen Struktur seines nun ehemaligen Bereichs verweisen konnte. „Der Verlust für den Sport ist schwerwiegend“, stellte Ehrenpräsident Hans Wilhelm Gäb fest. „Mit Eberhard Schöler haben wir unter den Sachkundigen den Sachkundigsten verloren, unter den Fairen, den Fairsten, unter den Toleranten, den Tolerantesten, unter den Anständigen, den Anständigsten; einen Mann der Vernunft und des Ausgleichs.“ Der alte und neue DTTB-Präsident Thomas Weikert rief zur Geschlossenheit auf. „Einigkeit ist gefragt“, forderte er.

Auf Schöler folgt die bisherige Vizepräsidentin Jugend, Heike Ahlert. Ihr Amt im Nachwuchsbereich übernimmt ihr Ehemann, Jürgen Ahlert, langjähriges Mitglied im Jugendausschuss. Auf Ex-Doppelweltmeister Steffen Fetzner, inzwischen Trainer in Katar, folgt Volker Bouvain, 2. Vorsitzender im Westdeutschen Tischtennis-Verband und Präsidiumsmitglied des Landessportbunds NRW, als Vizepräsident mit besonderer Aufgabenstellung. Die übrigen Präsidiumspositionen blieben gleich besetzt. Weitere personelle Veränderungen gab es in einigen Ausschüssen. Neben Schöler verlässt den Leistungssportausschuss Ella Lauer als seine langjährige Weggefährtin auf Funktionärsebene. „Ella Lauer hat erst als erfolgreiche Spielerin, dann als Funktionärin dem Frauenleistungssport ihren Stempel aufgedrückt. Diese Lücke wird nur schwer zu schließen sein“, so Thomas Weikert. Dem Jugendausschuss wird Heinz Böhne, Präsident des Tischtennis-Verbands Niedersachsen, nach 28 Jahren fehlen.

Neuer, nicht ständiger Ausschuss für Damen-Bundesligen

Um den Sport und seine Rahmenbedingungen ging es in den zahlreichen Anträgen. Der Bayerische Tischtennis-Verband zog sein Antragspaket zur Auflösung der vier Regionalverbände zurück. Gedacht sei die Forderung als Anstoß zur Diskussion gewesen, um den Status quo zur optimieren. Für die Damen-Bundesliga neu eingeführt wurde ein nicht ständiger Ausschuss, dem Vereinsvertreter der beiden obersten Spielklassen angehören und der die Interessen der Bundesligisten in den kommenden zwei Jahre vertreten sollen. Einen zweiten Wechseltermin für Ober-, Regional- und Bundesligen wird es nicht geben. Zu groß war die Sorge der Delegierten, dass durch finanziellen Mehreinsatz einzelner Klubs zur Rückrunde die Kräfteverhältnisse verzerrt werden könnten. Auch Vierermannschaften wird es zunächst in den beiden 2. Bundesligen der Herren nicht geben. Der Antrag wurde mehrheitlich abgelehnt. Einstimmig befürwortet wurden dagegen festgelegte Zeiten des Spielbeginns. Wie in der Fußball-Bundesliga wird also ab der kommenden Saison zur festgelegten Zeit der erste Aufschlag einer Partie erfolgen. Ebenfalls unstrittig war die Vergabe von Wildcards bei Deutschen Meisterschaften aller Altersklassen an eine Spielerin und einen Spieler des durchführenden Mitgliedsverbands, falls sich kein Aktiver aus der Region sportlich qualifizieren konnte.

Ein Beschluss zur neuen Kleberegel konnte die BHV noch nicht fassen. „Von der ITTF gibt es bisher noch keine schriftliche Regel“, beschrieb Thomas Weikert die Situation. „Wir befinden uns zurzeit in einem luftleeren Raum. Das ist sehr problematisch für uns.“ Eine Probeabstimmung zeigte jedoch Einstimmigkeit in der vom DTTB-Präsidium zurzeit favorisierten Richtung: Danach würde in den Jugendklassen auf die verbotenen Kleber, die flüchtige, organische Lösungsmittel enthalten, schon ab 1. September dieses Jahres getestet. Das Board of Directors der ITTF hatte bei der WM in Zagreb den 1. Januar 2008 für den Nachwuchs verabschiedet. Bei der Erwachsenen sind national wie international ab dem 1. September 2008 Tests vorgesehen. „Es sind aber noch viele Fragen offen“, erklärte DTTB-Generalsekretär Matthias Vatheuer. „Die Praktikabilität in den Abläufen muss geklärt sein. Auch die Herstellerfirmen müssen einbezogen werden, um die Verfügbarkeit neuer Materialien sicherzustellen.“

Nächste große Strukturdebatte im November

Die bei der Bundeshauptversammlung vor zwei Jahren eingesetzte Strukturkommission kündigte weitere Diskussionen über die von ihr vorgeschlagenen Neuerungen bei den Organen des DTTB für die kommenden Monate an. „Wir sind im Grunde fertig“, stellte Heinz Böhne klar. „Einige notwendige Gespräche müssen noch geführt werden, um zu entscheiden, wie man mit einzelnen Vorlagen umgeht.“ Beim Hauptausschuss im Dezember sollen die Ergebnisse präsentiert werden. Für Mitte 2008 ist eine außerordentliche BHV geplant, die eine neue Satzung verabschieden soll.

Neue Informationen gab es zu internationalen Großveranstaltungen in Deutschland: Die LIEBHERR German Open 2008 hat das DTTB-Präsidium an die Hauptstadt vergeben. Sie finden vom 19. bis 23. November im Berliner Velodrom statt. Für das Europe Top 12 2009 (2008 ist es in Frankfurt am Main), einen World Team Cup nach dem im Oktober in Magdeburg und den Men’s World Cup laufen zurzeit noch deutsche Bewerbungen. Die EM-Stadt 2009 wird voraussichtlich im Juli bekannt gegeben. Positive Nachrichten kamen auch aus dem Deutschen Tischtennis-Zentrum in Düsseldorf. Dirk Schimmelpfennig konnte wahrscheinliche Neuzugänge für das Internat vor allem im männlichen Schülerbereich ankündigen und lobte die immer größer und stärker werdenden Trainingsgruppen. „International sind wir schon sehr anerkannt“, befand der Sportdirektor. „Wir haben so viele Anfragen ausländischer Verbände, dass es vom Platz her manchmal schwierig ist, alle Gruppen unterzubringen. Jetzt steigt auch der nationale Zuspruch.“ Das DTTZ ist erst im August vergangenen Jahres eröffnet worden.

Das neue Präsidium des DTTB

Präsident: Thomas Weikert (Limburg)

Ehrenpräsident: Hans Wilhelm Gäb (Hofheim im Taunus)

Vizepräsident Finanzen: Klaus Maier (München)

Vizepräsidentin Leistungssport: Heike Ahlert (Schleswig)

Vizepräsident Jugend: Jürgen Ahlert (Schleswig)

Vizepräsident Breitensport: Arne Klindt (Hamburg)

Vizepräsident mit besonderer Aufgabenstellung: Volker Bouvain (Paderborn)

Generalsekretär: Matthias Vatheuer (Weißkirchen)

Ehrenmitglied des Präsidiums: Hans Giesecke (Bremen)

Hinweis: Die Verwendung des Fotos im Anhang ist mit dem Bildhinweis, Foto: DTTB, kostenlos.
Das neue Präsidium des DTTB: Jürgen Ahlert, Klaus Maier, Hans Giesecke, Heike Ahlert, Thomas Weikert, Hans Wilhelm Gäb, Volker Bouvain, Arne Klindt, Matthias Vatheuer (v.l.)