Die Tageszeitung für Gießen

vom 1.03.2003
Carsten Zipp   



Vorstand zum Rücktritt aufgefordert
Turbulenzen im hessischen Verband weiten sich aus
Rundschreiben des Odenwald-Kreises
Weitere Gerichts-Verfügung

Von Carsten Zipp
GIESSEN. Die Turbulenzen im hessischen Tischtennis-Verband (HTTV) nehmen zu. In einem Rundschreiben forderte gestern der Vorstand des Tischtennis-Kreises Odenwald Teile des HTTV-Vorstands zum sofortigen Rücktritt auf. In dem von Kreiswart Horst Bitsch unterschriebenen Brief werden HTTV-Präsidentin Anke Schreiber, Vizepräsident Michael Zwipp und der Ressortleiter "Lehrwesen" Dieter Schreiber genannt, die ihre Ämter zur Verfügung stellen sollten.
Das Fazit des Schreibens: "Ignoranz ist das einzige Attribut, was wir derzeit bei diesem Präsidium und diesem Vorstand im Verhältnis zu den Kreisen und Vereinen feststellen können." Der Brief listet dabei auf acht Seiten zahlreiche Gründe auf, warum das Verhältnis zum HTTV-Präsidium zerrüttet sei. Hier die maßgebenden:
-> Die Präsidiumsspitze würde mittels einer eigenen und nicht mit den Kreisen abgestimmten Zeitschrift der offiziellen Verbandszeitung "Plopp" Konkurrenz machen. Zugleich soll der"Plopp"-Herausgeber und HTTV-Ressortleiter "Medien", Norbert Freudenberger, von wichtigen Entscheidungen ausgeschlossen worden sein.
-> Die Präsidiumsspitze soll massiv verhindert haben, dass im "Plopp" verbandskritische Leserbriefe abgedruckt werden. "Ein solcher Zustand ist in einem großen Sportverband mit 84000 Mitgliedern nicht denkbar, leider im HTTV jedoch bittere Realität", so der Brief des TT-Kreises Odenwald.
-> Ressortleiter Dieter Schreiber habe in einem Editorial der neuen HTTV-Zeitung "HTTV-Aktuell" die Verbandskritiker als "nörgelnde Konsumenten" und "Berufskriti-
ker" abgestempelt.
-> Der "Fall Buckolt" (der Gießener Anzeiger berichtete mehrfach) habe deutlich gemacht, dass "unsere Verbandsrechtsausschüsse keineswegs unabhängig sind. (...) Die Nähe und Abhängigkeit zum Vorstand ist überaus deutlich. Zudem würde der HTTV-Vorstand den "Fall Buckolt" absichtlich bis über den Verbandstag im Mai hinauszögern, um Buckolt zu diskreditieren und seine Wiederwahl zu verhindern.
-> Auch die Rolle des Pohlheimer hauptamtlichen HTTV-Geschäftsführers Karl-Heinz Schäfer wird in dem Schreiben kritisch beleuchtet. Dieser habe auf den "Fall Buckolt" Einfluss genommen. Dabei zähle er keineswegs zu den Rechtsorganen des Verbandes.
So viel zu den Hauptkritikpunkten. Da auch in Zukunft jeder Verbandskritiker davon ausgehen müsse, dass "er einfach ausgeschlossen wird", fordert nun der Vorstand
des TT-Kreises die HTTV-Spitze zum Rücktritt auf. Im Wortlaut: "Es ist Zeit, diesen Klüngel aufzulösen,"
Ebenfalls in dieser Woche erging eine zweite "Einstweilige Verfügung" des Amtsgerichtes Gießen gegen den "Hessischen Tischtennis-Verband e.V., vertreten durch den Geschäftsführer Karl-Heinz Schäfer und den Vorstand, vertreten durch die Präsidenten Anke Schreiber."
Zur Erinnerung: Mittels einer ersten Verfügung hatte der Staufenberger HTTV-Rechtsausschuss-Beisitzer Oliver Buckolt seine Amtsenthebung durch das Präsidium aufheben lassen. Daraufhin hatte der Vorsitzende des Verbands-Rechtsausschusses Buckolt in einem Fall eigenmächtig ohne den Antrag einer Partei für befangen erklärt. Das jedoch "widerspricht der rechtsstaatlichen Ordnung", so das Gießener Amtsgericht in der zweiten Verfügung. Der Streitwert des Verfahrens wurde auf 4000 Euro festgelegt.

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