Die Tageszeitung für Gießen

vom 27.08.2002    

Das hessische Tischtennis befindet sich in schweren Turbulenzen.

Von Karsten Zipp
GIESSEN. Das hessische Tischtennis befindet sich in schweren Turbulenzen. Mit Verärgerung hat der Hessische Tischtennis-Verband (HTTV) auf einen "offenen Brief" des Verbandsrechtsausschuss-Beisitzers Oliver Buckolt
reagiert. Der Staufenberger Jurist hatte beklagt, dass nach einem Urteil der HTTV-Revisionskammer alle Teams oder Spieler, die zu Punktspiel oder Pflichtrangliste nicht antreten, bestraft werden müssen. Unabhängig davon,
ob beispielsweise ein Spieler verletzt oder die Anreise durch einem Unfall beeinträchtigt ist.
Buckolt hatte seinen Brief an die offizielle Verbandszeitung "Plopp" geschickt. Dort wurde dieser nicht veröffentlicht. Daraufhin wählte der Staufenberger Kreisliga-Spieler die Form eines "offenen Briefes", den er per
E-Mail an zahlreiche Vereine in Hessen schickte.
Nachdem der Gießener Anzeiger diesen Brief am vergangenen Freitag abgedruckt hatte, reagierte die HTTV-Präsidentin Anke Schreiber am selben Tag ebenfalls mit einem "offenen Brief". Darin weist sie die Vorwürfe Buckolts zurück:
"Bei nachgewiesener höherer Gewalt" sei "überhaupt keine Bestrafung vorgesehen", so Schreiber. Allerdings: "Nicht als höhere Gewalt zählt jedoch ... Krankheit".
Die Revisionskammer hatte dieses Urteil gefällt, nachdem das Schülerinnen-Team des TSC Freigericht einem Pflichtspiel ferngeblieben war, da drei der vier Spielerinnen erkrankt waren. Der Verein wurde trotz vorgelegter Atteste bestraft.
Für die Turbulenzen sorgt allerdings keineswegs nur dieses Urteil, sondern vielmehr die Form der Auseinandersetzung. So beklagt Buckolt, dass sein Leserbrief im Verbandsorgan "Plopp" nicht veröffentlicht wurde, "offenbar weil er der Verbandsspitze unangenehm war". Eine herbe Kritik. Gegen diese setzt sich die HTTV-Präsidentin zur Wehr und schreibt, dass Buckolts Brief "über die Sommerpause im Hause Freudenberger nach deren eigenen Bekunden zurück gestellt worden war³. Norbert Freudenberger, in dessen Verlagshaus der "Plopp" erscheint, ist zugleich der Ressortleiter Medien im Vorstand des HTTV. Und genau hier wird es brenzlig. Denn
Freudenberger teilte auf Anfrage mit, dass die ihn betreffende Passage im Brief der Präsidentin falsch sei. Freudenberger im Wortlaut: "Das stimmt so nicht." Er habe den Brief keineswegs aufgrund der Sommerpause zurückgestellt und hätte diesen durchaus Anfang August veröffentlichen können. Allerdings lege er sämtliche den Verband betreffende Leserbriefe der HTTV-Geschäftsstelle vor. Geschäftsführer Karl-Heinz Schäfer habe ihn per
E-Mail vom 3. August angewiesen, Buckolts Brief zunächst nicht abzudrucken.
Weder die Präsidentin noch der hauptamtliche HTTV-Geschäftsführer Karl-Heinz Schäfer waren gestern telefonisch zu erreichen und konnten deshalb nicht Stellung dazu beziehen. Alleine die Sekretärin der HTTV-Geschäftsstelle
sagte, dass sich der Verband nun einen Rechtsbeistand nehmen und sich ansonsten in dieser Angelegenheit nicht mehr äußern möchte.
Doch weiter: Dass es zwischen der Redaktion des "Plopp" und der Verbandsspitze Differenzen gibt, ist seit einiger Zeit ein offenes Geheimnis. Die dort veröffentlichten, oftmals kritischen Leserbriefe könnten zu diesem Zerwürfnis beigetragen haben. Das glaubt zumindest Norbert Freudenberger. Ohne seine Kenntnis wurde den Vereinen in der vergangenen Woche eine neue Verbandszeitung mit allen Terminen und Verlautbarungen
zugeschickt. Eine Art Konkurrenz zum "Plopp". Wie gesagt: Dabei ist Freudenberger HTTV-Vorstandsmitglied. "Ich werde bereits gefragt, ob der Verband Angst vor der Kritik der eigenen Vereine hat", so Freudenberger.
Angst vor dem Fortbestand des "Plopp" hat nun hingegen der Pressesprecher. Um all diese Vorgänge zu klären, hat nun Oliver Buckolt am Sonntag einen Antrag auf Einberufung eines außerordentlichen Verbandstages gestellt.

   
 


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